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Fast genau ein Jahr nach erfolgreicher Eröffnung musste das Kulturlokal Gleis21 in Dietikon die Türen wieder schliessen – auch sie unterlagen dem Veranstaltungsverbot aufgrund der Corona-Pandemie.
Der Verein Gleis21 besteht aus Kulturschaffenden und Kulturinteressierten aus dem Limmattal, welche sich ehrenamtlich dafür einsetzen, in der ehemaligen Farbenfabrik Benz & Cie AG einen Kultur- und Kreativraum mit Begegnungsort zu realisieren. Sie bringen unterschiedliche Erfahrungen, Kompetenzen und Netzwerke mit, welche uns als Multiplikatoren dienen und uns der Stadt Dietikon gegenüber als verlässliche Partner ausweisen.
Im Interview mit der Kommunikationsverantwortlichen Mona Sorcelli versuchten wir herauszufinden, wie das Lokal nun die Krise nutzt und welche Herausforderungen sie zu meistern haben.
Mona Sorcelli
Das Kulturhaus GLEIS21 auf der Limmatseite des Bahnhofs Dietikon mit Bahn- und bald Limmattalbahn-Anschluss ist der Kulturknotenpunkt im Limmattal. Ein Begegnungsort für Kleinkunst, digitale Nomaden und Künstler. Mona Sorcelli, Kommunikationsverantwortliche für das GLEIS21 und als Präsidentin des Verein BUREAU.D verbindet Kultur und New Work.
In der Schweiz gilt seit Wochen das Veranstaltungsverbot. Kaum habt ihr also die Türen geöffnet, musstet ihr wieder schliessen. Was bedeutet das für euer Kulturlokal?
Da wir nach einem Jahr noch nicht allzu festgefahrene Strukturen haben, ist es für uns einfacher möglich, sich auf neue Situationen einzustellen. Doch tatsächlich kommen wir auch aus der Bevölkerung viele Rückmeldungen, dass es gerade in dieser Zeit sehr schade ist, keine Kultur konsumieren zu können. Trotz digitalem Zeitalter, herrscht der Wunsch nach Offline-Kultur mehr denn je.
Wie bei vielen anderen Veranstaltern auch fallen euch jetzt unglaublich wichtige Einnahmen weg. Ist die Existenz des Gleis21 gefährdet?
Wir haben Glück im Unglück. Grosszügigerweise erlässt uns die Stadt Dietikon für 2 Monate die Miete fürs Kulturhaus. Da wir den Betrieb dieses Jahr zudem neu strukturieren und unser neuer Geschäftsführer erst ab 1. Juni eine feste Anstellung bei uns hat, sind die Lohnkosten erst ab Juni fällig. Unser Bistro haben wir zudem im März geplant geschlossen, denn auch hier war ein Wechsel geplant.
Einnahmen und Ausgaben bei Kulturveranstaltungen halten sich bei uns zum Glück die Waage, da wir ein grosses Netzwerk haben, konnten wir hier einige finanzielle Mittelwege finden. Zudem spüren wir eine grosse Solidarität in der Bevölkerung, wir generieren im Moment wöchentlich neue Vereinsmitglieder und dank euch auch wichtige Spenden. Somit gibt es wenige laufende Kosten, und die, welche noch da sind versuchen wir auf ein Minimum zu reduzieren. Wir rechnen im Moment mit einem tragbaren finanziellen Verlust, den wir hoffentlich mit der neuen Konzeption wieder ausgleichen können.
Aktuell ist noch nicht bekannt, ab wann wieder kleinere und mittelgrosse Events erlaubt sind. Wie nutzt ihr die Zeit, während das Gleis21 geschlossen ist?
Wir sind am Entrümpeln, Aufräumen und Neugestalten. Denn unser Start letztes Jahr war schon fast katapultartig, sodass vieles zu kurz kam. Wir renovieren beispielsweise gerade einen Proberaum damit dieser zukünftig auch als Workshop-Location, in Kooperation mit dem BUREAU.D, genutzt werden kann. Auch planen wir einen corona-konformen Kulturanlass ausserhalb unseres Kulturhauses mit einem für uns eher unkonventionellen Partner. Hier verraten wir noch nicht zuviel... ;)
Ihr habt ja auch einen «Jedes Ticket zählt» Spenden-Event bei uns aufgeschaltet. Wie lief das Spenden-Sammeln bis jetzt?
Erfreulich gut! Es spenden auch Menschen, die noch nie bei uns waren, was uns freut und überrascht zugleich. Das Feedback ist weitgehend positiv und wir hören immer wieder das es «mega eifach gaht», Geld via Eventfrog zu spenden. Also hier auch ein Dank an euch, für die tolle Initiative und die gute Usability.
Was würdet ihr euch vom Bundesrat im Bezug auf die Lockerung des Versammlungs- und Veranstaltungsverbotes wünschen?
Eine klare Ansage wie Veranstaltungen aussehen und durchgeführt werden können. Es braucht klare Zahlen: Wie oft darf ein Kulturhaus etwas veranstalten? Maximale Anzahl Personen pro Event? Oder auch Platzbedarf in m2 und Hygiene-Massnahmen, oder der mögliche Ablauf einer solchen Veranstaltung.
Zudem ist es noch ein grosser Unterschied ob die Besucher stehen oder sitzen, je nach Event auch der Altersdurchschnitt. Es gibt einiges zu berücksichtigen, je klarer die Vorlagen sind, je einfacher sind die Umsetzungen für uns als Kulturveranstalter. Denn wir wollen keinesfalls unsere Gäste in Gefahr bringen, dennoch steigt der Wunsch nach Kultur wöchentlich, auch bei uns.
Vielen Dank für die Einblicke. Wir finden es toll, wie ihr die Krise nutzt, um gestärkt wieder daraus hervorzugehen. Wir hoffen natürlich für euch, dass ihr bald wieder normal loslegen könnt. Zum Schluss: was ist deine persönliche Botschaft an alle Veranstalter und Kunstschaffenden da draussen, denen diese Corona-Krise stärker zusetzt?
Nutzt euer Netzwerk! Wenn ihr Knowhow oder Hinweise sucht, fragt euer Netzwerk danach. Viele Menschen wollen helfen, das merken wir im Moment besonders. Versucht unkonventionellen Partnerschaften eine Chance zu geben und werdet kreativ. Es ist die perfekte Zeit «hinter der Bühne» Strukturen und Workflows zu optimieren. Wir suchen im Moment beispielsweise neue Lieferanten in Dietikon, da unser neues Gastro-Konzept vor allem auch regionale Produzenten unterstützen soll.
Nutzt diese leere Zeit, denn bald sind wir alle wieder «back in Business» und wer jetzt gut vorbereitet ist, kann nachher mit neuer Energie loslegen und durchstarten. Kultur ist wichtig, darum wünschen wir allen Veranstaltern und Kulturtätigen viel Kraft, Durchhaltewillen und innovative Ideen, wie in dieser Zeit doch Kultur unter die Menschen gebracht werden kann.